Von Korbinian Schöffel
Eigentlich hätte es ja eine durchweg ruhige, vollkommen friedliche und rundum entspannte kleine Segelreise werden sollen, frei von Lärm, frei von Stress, und vor allem mit zeitigem Schlafengehen und Aufstehen. Als wir uns am Donnerstag, den 02. August, früh morgens am Club versammelten, sah es tatsächlich noch danach aus – statt einer energiegeladenen Truppe junger Menschen, die sich auf einen sonnigen Segeltag freuten, sah man eine Ansammlung gähnende Münder und verquollene Augen. Nur gut, dass Robby daran gedacht hatte, nicht nur Chips und Landjäger, sondern auch frische Semmeln und Kaffee einzukaufen, ansonsten wären wir wohl erst Stunden später vom Fleck gekommen.
Im sanften Licht der aufgehenden Sonne glitten Bayern II und Allwind nahezu lautlos aus dem Hafen und an der Insel vorbei, wo wir eben noch die Gelegenheit hatten, ein paar scheuen Touristen zu winken, die uns vom Löwen aus mit großen Augen und fest umklammerten Kameras hinterherstarrten, bevor wir uns an die Arbeit machten: Eine eher sanfte, aber stetige Brise ermöglichte es uns, unter vollen Segeln Richtung Konstanz zu starten. Wir machten gute Fahrt, und mit vollem Magen und leiser Musik schien die Idylle perfekt…

Einige Zeit später war wieder Ruhe auf beiden Schiffen eingekehrt, und es hatte den Anschein, als würden wir in trauter Einigkeit bis nach Konstanz segeln können – aber natürlich war noch nicht ganz die Hälfte der Strecke geschafft, als der Wind beschloss, eine Pause einzulegen. Also hieß es: Motor an, Schleppleine raus, und weiter geht’s. Natürlich flogen direkt weitere Wasserbomben, und als wir den Konstanzer Trichter am Horizont erblickten, war es höchste Zeit für eine Badepause. Sofort stürzten sich die Mannschaften beider Schiffe ins Wasser, um das jeweils andere Schiff zu entern und dessen Vorräte zu plündern. Im Endeffekt vollzog sich ein kompletter Crewtausch, und als wir nach ein bis zwei Stunden schließlich wieder die Plätze tauschten, war jeder fest davon überzeugt, es den anderen gezeigt zu haben. Mit einer neuerlichen Brise konnten wir schließlich in Konstanz anlegen.


Constantin Hirscher, Christopher Kröss, Korbinian Schöffel, Naomi Dörr, Alexander Unseld , Mark Unseld, Jesper Hogl. Foto Nitsche
Der Freitag empfing uns, man höre und staune, mit Wind, der uns recht zügig aus dem Konstanzer Trichter brachte – leider hörte er am Anfang des Überlinger Sees abrupt auf. Im Wissen, noch einige Stunden nach Überlingen unterwegs zu sein, wurden die Gefechte auf dem Wasser mit unverminderter Härte wieder aufgenommen. Die Mannschaft der Allwind war sogar so erpicht auf einen Triumph, dass nicht jede ihrer Wasserbomben diesen Namen verdiente – die Erfindung der „Gurkenwasserbombe“ brachte den Kampf auf ein neues Level. Unterbrochen wurde er jedoch, als wir ein Stück vor Überlingen erneut Wind bekamen – tatsächlich sogar den besten Wind, den wir auf dieser Segelreise bekommen sollten. Die Bayern II nutze ihn natürlich aus und schoss fröhlich an Überlingen vorbei und weiter den See hinauf, während sich die Allwind unbedingt den Titel „Die Ersten im Hafen“ verdienen musste.


Unsere Segelreise endete am Sonntag mit ein paar schönen Schlägen vor dem Club, bevor wir uns an das Putzen und Aufräumen der Boote sowie an das Verteilen der restlichen Vorräte machten. Sonnenverbrannt und todmüde, aber glücklich schlossen wir das Ganze mit einem Sprung von der Mole ab. Die Jugendsegelreise ist jedes Jahr ein Highlight, aber dieses Jahr war sie für jeden etwas Besonderes. Unser großer Dank hierfür gilt Robby Nitsche, ohne den die Reise so nie möglich gewesen wäre, dem SSCK, der aus unseren größten Fans besteht, dem Yachtclub Überlingen und dessen Jugend für einen grandiosen Empfang sowie dem Yachtclub Bregenz für die kurzfristige Aufnahme. Außerdem ein Dankeschön an Resi Bach für einen großartigen Abschluss, und zuletzt noch ein Danke an uns selbst und an jeden, der daran mitgewirkt hat, dass diese Segelreise so war, wie sie war – legendär.

